Dienstag, 30. April 2013

Sprich uns vom Schmerz - Gespräch mit Khalil Gibran


Und eine Frau sagte: Sprich uns vom Schmerz

Und er antwortete: Euer Schmerz ist das Zerbrechen der Schale, die euer Verstehen umschließt.
Wie der Kern der Frucht zerbrechen muss, damit sein Herz die Sonne erblicken kann, so müsst auch ihr den Schmerz erleben.
Und könntet ihr in eurem Herzen das Staunen über die täglichen Dinge des Lebens bewahren, würde euch der Schmerz nicht weniger wundersam scheinen als die Freude.
Und ihr würdet die Jahreszeiten eures Herzens hinnehmen, wie ihr stets die Jahreszeiten hingenommen habt, die über eure Felder streifen.
Und ihr würdet die Winter eures Kummers mit Heiterkeit überstehen. Vieles von eurem Schmerz ist selbst gewählt.
Er ist der bittere Trank, mit dem der Arzt in euch das kranke Ich heilt. Daher traut dem Arzt und trinkt seine Arzneien schweigend und still.
Denn seine Hand, obwohl schwer und hart, wird von der zarten Hand des Unsichtbaren gelenkt.
Und der Becher, den er bringt, ist, obwohl er eure Lippen verbrennt, geformt aus dem Ton, den der Töpfer mit seinen heiligen Tränen benetzt hat.

Khalil Gibran, arabischer Dichter
(1883-1931)
Aus: Der Prophet


Wieder ist eine Zeit vergangen und ich hatte kein Bedürfnis, hier zu schreiben. Im großen und ganzen geht es mir gut.
Ich weiß gerade nicht, ob ich davon schon erzählt habe, aber ich habe mich bei einer nahegelegen Universität als Gasthörer eingetragen und studiere gerade Psychologie und Philosophie, um auszuprobieren, ob ein Studium etwas für mich ist und um vielleicht ab Herbst dann richtig zu studieren. Damit bin ich momentan sehr beschäftigt und habe mich jetzt auch noch bei der Fernuni Hagen für Bildungswissenschaft eingetragen, um auch mal das zu probieren, ich glaube nämlich, eine Live-Uni ist nichts für mich, zumindest nicht, wenn ich dort die ganze Woche bin, dann komme ich ja zu nichts anderem mehr und meine Arbeit soll und kann nicht ganz brach liegen. Gefallen tut mir das Studium schon. Es tut mir gut, feste Termine zu haben, irgendwie komme ich sonst nicht in die Gänge morgens....... Ja, aber so gut mir das Studieren gerfällt, so bin ich doch der Überzeugung, wenn ich studiere, dann so, dass ich jederzeit auch arbeiten kann und beides gleichberechtigt nebeneinander sein darf. Mal sehen, was daraus wird, vielleicht verwerfe ich das Ganze ja auch wieder, aber schon immer habe ich ein riesiges Verlangen nach Wissen, Weisheit und Lernen. Ständig bin ich dabei, mich mit neuen Dingen zu beschäftigen, sie zu erforschen und sie in mein Leben zu integrieren. Wenn ich nicht so spirituell wäre, wäre ich wohl der geborene Wissenschaftler, so habe ich zumindest bisher keinen blassen Schimmer von wissenschaftlichem Arbeiten und alles, was mir wichtig ist, beruht auf Glaube, Erfahrung und Praxis.

Ich habe zur Zeit viele Weinanfälle, allerdings immer nur sehr kurz und wenn ich allein bin oder es verbergen kann: wenn ich irgendwas sehe, was J. gemocht hätte..., wenn ich mir einen Tee koche, weil er den so gerne getrunken hat..., wenn ich an einem Ort beim Hundespaziergang vorbei komme, wo wir gemeinsam waren... usw oder wo er gerne gejoggt ist...., wenn ich an schönen Blumen vorbei gehe, die mich an die Schönheit des Lebens hier auf Erden erinnern, die J. nun nicht mehr erleben kann...... wenn ich morgens aufwache und die Dankbarkeit spüre, leben zu dürfen......, aufstehen zu dürfen...., lachen zu dürfen......, etwas Neues erfahren zu dürfen.....
Es ist immer nur kurz, dafür öfter am Tag. Viele Freunde nun haben mir angeboten, ich könne sie jederzeit anrufen, aber wenn ich weine, will ich mit niemandem reden, so ist jeder anders. Eine Freundin, deren Mann ebenfalls vor kurzem gestorben ist, versuchte mich zu trösten, indem sie mir versicherte, dass es irgendwann besser wird. Ich finde es allerdings gar nicht schlimm, ich habe nichts dagegen, zu weinen. Ich glaube, Tränen sind gut. Ich denke, es ist ganz normal, dass ich traurig bin, dass darf sein und muss nicht besser werden, es sollte nur nicht meine Lebensfreude und meine Unternehmungslust einschränken und das tut es auch nicht. Auch wenn ich vieles nicht auf die Reihe bekomme im Moment, so bin ich doch nicht depressiv, oder im Schneckenhaus verkrochen sondern mache eine Auszeit von manchem, nachdem das letzte halbe Jahr doch sehr anstrengend war.

Ansonsten lese ich viel, arbeite an verschiedenen Themen wie meinen spagyrischen Medikamenten, die ich schon lange verschreibe und einer neuen Akupunkturmethode, die ich in mein Repertoir aufnehmen möchte usw. Mit Malen und Musikmachen allerdings ist immer noch nicht viel los, wenn überhaupt kreativ, dann stricke ich, wenn ich Vorträge anhöre. Ich mache gerade einen online-Kurs bei Neale Donald Walsch, davon hatte ich euch - so glaube ich - schon erzählt. Und so habe ich auch zwei tolle Bücher von ihm gelesen, bzw bin bei letztgenanntem noch dabei:


  • Was wirklich wichtig ist: Neue Gespräche mit der Menschheit
  • Wenn alles sich verändert, verändere alles: Inneren Frieden finden in schwierigen Zeiten
Hier im Haus ist seither nichts weiter geschehen, keine Kiste ausgepackt und auch kein Handwerker war da. Ich kann mich dazu momentan einfach nicht aufraffen. Auch mein Papierberg wartet immer noch ungeduldig und bei manchem läuft bald der Termin ab..... Naja, wird schon rechtzeitig werden.

Ja, und heute kam eine Email mit diesem wundervollen Gedicht, mit dem ich heute begonnen habe. Es hat mich sogleich annimiert, mal wieder hier etwas zu schreiben. Es war in einer Email von der Autorin von dem Buch Use it, von dem ich, so glaube ich nur bei xing geschrieben habe und nicht hier, ja, das kommt davon, wenn man an verschiedenen Stellen im Internet schreibt, da verliert man leicht den Überblick. Ich werde meinen Artikel mal verlinken.
https://www.xing.com/net/heilpulsieren/weisheit-aus-dem-herzen-292397/wabi-sabi-die-schonheit-des-unperfekten-43855530/

Dienstag, 2. April 2013

In meinem Herzen lebt J. weiter!

Nun habe ich schon sehr lange nichts mehr von mir hören lassen. Ja, es ist nicht leicht, von dieser Zeit der Trauer zu erzählen, denn meine Tränen sind so privat, dass ich sie sogar meinen Freunden und meiner Familie nicht zeige.
Klar, ich weiß, das ist blöd und doch will ich es nicht.

Auch habe ich die Posts mit den Rückblicken wieder gelöscht. Da muss ich nochmal sehr in mich gehen, welche Form das Ganze haben soll. Der eine Grund für die Löschung ist, es ist für mich sehr unerfreulich, die alten Emails nochmal durchzulesen und zu entscheiden, was ich davon hier einstelle. Zum anderen möchte ich momentan das alles erst mal hinter mir lassen und nicht noch zusätzlich in meiner Wunde rumbohren. Und das würde ich jedes Mal, wenn ich einen neuen Rückblick-Post gestalte. Also gibt es momentan gar keine.

Ich bin nun dabei, mein neues Leben anzufangen, packe unsere Kisten aus, erledige Berge von Papierkram, versuche die restlichen Umbaumaßnahmen zu organisieren und habe natürlich auch wieder angefangen zu arbeiten. Ich kann nicht noch länger meine Praxis schließen, sonst habe ich alle meine alten Patienten verloren. Die Praxis läuft langsam wieder an, aber da ich die meisten Kisten dort habe, werde ich meine Einweihung erst machen, wenn alles wirklich fertig ist, das dauert noch einige Wochen oder länger.

Ja, dann habe ich mich an einer Universität als Gasthörer für Psychologie eingetragen und wenn meine Finanzen mitspielen und es mir gefällt, werde ich ab Sommer richtig studieren, zumindest einige Tage in der Woche. Warum ich das mache, jetzt in meinem Alter? Ich wollte es immer schon, aber mit vier Kindern  gibt es viele Gründe, warum es dann doch nie realisiert wurde. Außerdem war die Uni zu weit weg und ist nun erst durch unseren Umzug in annehmbare Nähe gerückt. Ja und dazu kommt, dass ich mit dem Verlust von J. auch eine sehr erdende Kraft in meinem Leben verloren habe, der mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hat, falls ich abheben wollte. Ich glaube, ich brauche nochmal etwas, das ganz außerhalb meiner bisherigen vor allem spirituellen Ausbildung ist.
Aber ich werde im Sommer dann nochmal sehr in mich gehen und das genau prüfen, denn an meiner Arbeit wird sich dadurch eher nicht viel ändern, allerdings wird sie wissenschaftlich fundiert und das hat mir ja durch die Heilpraktikerausbildung und das Beschäftigen mit dem Körper auch sehr gut getan und mich geerdet. Was natürlich auch möglich ist, falls ich das Studium abschließe ist eine Arbeit im Hospiz, oder in anderer Form als Angestellte. Aber auch das weiß ich noch nicht, dazu ist es momentan viel zu früh.

Zur Zeit lese ich sehr viel - Ich habe mir einen Kindle ebook-reader gekauft und bin mit Begeisterung am Lesen in englisch. Da kann man dann einfach das Wort anklicken und bekommt die Übersetzung. So ist das Lesen in Englisch nun viel leichter geworden. Ich lese gerade Dreamseller, gibt es allerdings auch auf Deutsch: Traumhändler. Ich bin sehr begeistert. Es berührt mein Herz. Die Weisheiten sind zwar nicht neu, aber es spricht eine Ebene an, die mir gut tut und mich berührt. Ansonsten habe ich mir viele Kindle-Bücher gekauft, fast nur Englisch: Fantasy, aber auch ein paar spirituelle. Da ich ja meist einen Roman und ein Sachbuch gleichzeit lese habe ich noch angefangen: "The Map" Das gefällt mir sehr gut und entspricht sehr meinem Umgang mit dem Unterbewusstsein. Unbedingt anschauen, heißt auch so auf Deutsch und es gibt wundervolle Karten dazu!!!

Ich habe nun einige Bücher über Trauer gelesen und phasenweise ist sie auch da und sehr präsent. Ich habe J. Bild auf den Wohnzimmerschrank gestellt, so sehe ich ihn immer, wenn ich auf dem Sofa sitze, lese, fernsehe usw. inzwischen freue ich mich meist, ihn zu sehen, aber am Anfang, als ich das Bild aufgestellt hatte, musste ich immer weinen.
Es gibt hier in der Nähe mehrere Trauergruppen, die ich besucht habe oder noch will. Danach werde ich sehen, ob und wie lange ich da hin gehen möchte. Momentan zieht es mich zu Gleichgesinnten und ich fühle mich sehr wohl dort. Wie es damit weiter geht, weiß ich noch nicht, momentan finde ich es wichtig für mich, unter Anleitung genau hinzuschauen, denn ich weiß, wie leicht man verdrängt oder versteinert.... und wie schnell man als Trauender selbst krank wird und dem Verstorbenen nachfolgt. Ich habe mich auf dem Friedhof, wo J. Grab ist, etwas umgeschaut und viele Frauen haben ihren Mann nicht ein Jahr überlebt......

So schlimm diese Zeit auch ist, zum Glück ist das Vertrauen ins Leben und die allumfassende Schöpferkraft geblieben. Ich bin immer noch tief in mir überzeugt, dass es immer alles gut ist, was geschieht und das jeder Tod auch der Beginn eines neuen Lebens ist. Geliebtes loszulassen ist nicht leicht, aber viel mehr geht es darum, die vielen kleinen liebgewordenen Gewohnheiten loszulassen, die mit dem Verlust zusammenhängen und das Leben nun anders zu füllen und neues zu finden, das ebenso liebenswert ist. Ich denke, ich bin auf dem richtigen Weg, aber es wird schon noch einige Zeit dauern, bis ich wirklich sagen kann, dass ich mein Leben alleine wirklich begonnen habe.

So, dann möchte ich noch zur Überschrift kommen. Gestern abend habe ich im Traumhändler gelesen und dieser ist auf eine Beerdigung gegangen und hat dort die Trauenden getröstet, indem er ihnen klar gemacht hat, dass der Verstorbene im Inneren der Trauernden weiterleben kann und sollte. Ja, so gehe ich auch mit meinem Verlust um. Das ist der Vorteil, den wir Witwen und Witwer im Vergleich zu den Geschiedenen haben. Wir wissen, wir wurden geliebt und so fällt es auch leichter, unsere Herzen zu öffnen und unsere Liebe weiterleben zu lassen.